Großer Zuspruch für den Aufbau geriatrischer Versorgungsverbünde
Das 3. EVR Forum am 18.03.2015 in Bochum

Unter dem Motto „Geriatrische Versorgungsverbünde: Krankenhäuser im Spannungsfeld zwischen Konkurrenz und Kooperation“ fand am 18.03.2015 das 3. EVR Forum in Bochum statt. Vertreter aus den Bereichen Krankenhausplanung, Finanzierung und Versorgung diskutierten über zukünftige Herausforderungen der Geriatrie. In Zentrum standen dabei aktuelle Umsetzungsstrategien zur Vernetzung in Verbundmodellen zur Gewährleistung übergreifender Versorgungsleistungen. Durch die Veranstaltung führte die bekannte Moderatorin und freie Journalistin Gisela Steinhauer.
Zunächst stellte Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V., das Geriatrie-Konzept im Krankenhausplan NRW 2015 vor. Ein zentrales Element dessen stellt die regionale Zusammenarbeit in geriatrischen Versorgungsverbünden dar.
Durch diese soll unabhängig vom Behandlungsort eine geriatrische Anamnese sowie eine flächendeckende angemessene stationäre geriatrische Behandlungskompetenz gewährleistet werden. Im Anschluss wurde das Konzept Geriatrienetz hinsichtlich seiner Praktikabilität und Umsetzbarkeit diskutiert. Grundsätzlich herrschte Einigkeit darüber, dass die Verbundstrukturen zur Gewährleistung einer flächendeckenden Versorgung notwendig seien und Basis-Know-How in alle Einrichtungen tragen könnten, jedoch benötige es nach wie vor funktionierende Finanzierungssysteme, welche die Netzwerkarbeit entsprechend auffangen könnten. Tendenziell optimistisch äußerte sich dahingehend Thomas Fritz, Geschäftsbereichsleiter Krankenhausmanagement der AOK NORDWEST. So kündigte er an, würden die Krankenkassen definitiv zwangsläufig in den Aufbau geriatrischer Versorgungsverbünde investieren, da es sich dabei um eine Zwangläufigkeit handele, die die Gesellschaft nicht ignorieren könne. Eentscheidend sei jedoch eine angemessene Prüfung der Netzwerke, damit diese keine „Papiertiger“ blieben.. Darüber hinaus müsse man allerdings auch etwas für die Selbstständigkeit und den Erhalt der Gesundheit älterer Menschen tun, u Um den Bedarf an geriatrischen Versorgungsleistungen zu verringern, müsse darüber hinaus allerdings auch die Selbstständigkeit älterer Menschen gestärkt werden.

Für den Erhalt der körperlichen Selbstständigkeit als Pfeiler der Versorgung älterer Menschen sprach sich auch Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am St.
Marien-Hospital in Köln, aus. So müsse verhindert werden, dass jeder multimorbide Patient über 75 in die Geriatrie überwiesenwird und stattdessen eine möglichst schnelle Entlassung nach Hause
angestrebt werden. Eine große Herausforderung stelle in diesem Zusammenhang die Masse an Fachkompetenz dar, die benötigt werde um die große Anzahl an geriatrischen Patienten angemessen versorgen
zu können. Beim Aufbau von Versorgungsverbünden bedürfe es daher leistungsfähiger Zentren mit einem hohen Maß an Ausbildungskapazität, um die Bereitstellung der benötigten Versorgungsleistungen
auch langfristig gewährleisten zu können.
Unmittelbare Belege dafür, dass Geriatrienetze funktionieren, wurden schließlich in einzelnen Workshops erbracht, in denen konkrete Beispiele aus der Praxis aufgezeigt wurden. Darunter regional
und kommunal organisierte Verbünde sowie zum Teil ausgezeichnete Projekte. Letztlich zeigt sich, dass man in den Krankenhäusern des EVR in Castrop-Rauxel, Herne und Witten die demografischen
Herausforderungen der nächsten 40 Jahre erkannt und dahingehend funktionierende Strukturen implementiert hat. Die qualitativen Vorgaben der Krankenhausplanung werden an allen Standorten erfüllt
und der ältere Patient erhält durch vielschichtige Angebote eine umfassende geriatrische Versorgung.
Abschließend unterstrich EVR-Vorstand Heinz-Werner Bitter noch einmal die Aktualität und Notwendigkeit zur Diskussion des Themas, zeigte sich jedoch optimistisch hinsichtlich einer gelingenden
Zusammenarbeit der verschiedenen Leistungsanbieter in Zukunft. Grundsätzlich zeige man sich stolz über die vorbildliche Einstufung der Arbeit des „Netzwerkes Geriatrie“ im evangelischen Verbund
Ruhr seitens der Forumsteilnehmer.
Vorträge

Roland Sing
Weiterentwicklung der Geriatrischen Versorgung in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen – gemeinsame und trennende
Ansätze
Workshops

Prof. Dr. Dr. Maria Cristina Polidori
Cost-effectiveness of health interventions in older individuals with multimorbidity and polypharmacy: the European MPI_AGE
Project